Festbroschüre 125 Jahre Wasserversorgung Wertheim

Geschichtlicher Rückblick

Im Jahre 1982 wurde in Wertheim das Marktbrunnenfest gefeiert. Anlass hierfür war das 100-jährige Bestehen des Brunnens, d.h. bereits im Jahre 1882 gab es in Wertheim drei sogenannte Laufwasserbrunnen, nämlich an der Hofhaltung, am Marktplatz und in der Brückengasse. Beim Bau des Schlossbergtunnels für die Bahnlinie Lohr-Wertheim trat im Bereich Ausgang Mühlenstraße Quellwasser zu Tage. Dieses Quellwasser wurde gefasst und über gusseiserne Leitungen zu den einzelnen Laufwasserbrunnen geleitet. Die feierliche Inbetriebnahme dieser kleinen Wasserversorgungsanlage erfolgte in den Abendstunden am 17. Mai 1882.

Bereits vier Jahre später, im Jahre 1886, wurde dann die erste Wasserleitung mit Zuleitungen zu den einzelnen Wohnhäusern in Wertheim in Betrieb genommen. Dies war der eigentliche Beginn der öffentlichen Trinkwasserversorgung in Wertheim. Das Wasser kam von der Pfarrwiesenquelle in Dörlesberg unterhalb der heutigen Ebenmühle. Die Wasserleitung führte von der Pfarrwiesenquelle über Reicholzheim durch den Eisenbahntunnel zum Hochbehälter Knackenberg. Es waren gusseiserne Leitungen der Nennweite 175. Damals wurden die Gussleitungen im sogenannten Standrohrgussverfahren hergestellt. Die amtliche Bekanntmachung über diese Maßnahme vom 16. Juni 1886 ist nebenstehend abgedruckt.

Der Bau neuer Wohnhäuser im Bereich der Brombergstraße erforderte noch vor dem ersten Weltkrieg eine Erweiterung der Trinkwasserversorgung. Die zusätzliche Erschließung der Esels- und Wolfsquelle, oberhalb der Ebenmühle in Dörlesberg, im Jahre 1912 verbesserte die Trinkwassersituation. Ebenso wurde der Bau eines weiteren Hochbehälters in der alten Steige im Jahre 1915 erforderlich.

Der immer steigende Wasserbedarf und die Zunahme der Bevölkerung in Wertheim sowie die Wasserknappheit, vor allem in den Wertheimer Ortschaften Anfang der Siebziger Jahre, war der eigentliche Anlass für die Erschließung des Wasservorkommens im Aalbachtal bei Dertingen. Bereits im Jahre 1961 hat Herr Prof. Dr. Carlé vom geologischen Landesamt auf dieses ergiebige unterirdische Wasservorkommen hingewiesen. Vor der Eingemeindung haben sich die Gemeinden Freudenberg, Ebenheid, Wessental, Rauenberg, Nassig, Sonderriet und Dörlesberg in dem Zweckverband Wasserversorgung Main-Tauber zusammengeschlossen, um die Erschließung und den Bau der Wasserversorgung aus dem Aalbachtal voranzutreiben.

Eine ausführliche Schilderung der einzelnen Wasserversorgungsanlagen der eingemeindeten Ortsteile und der Stadtteile vor Inbetriebnahme der Wasserversorgung aus dem Aalbachtal würde den Rahmen dieser Festschrift sprengen, so, dass wir im Anhang eine chronologische Aufzählung in Kurzfassung vorgenommen haben, zu welchem Zeitpunkt und wie die Trinkwasserversorgung in den Ortschaften und Stadtteilen erfolgte.


Aufbau der Trinkwasserversorgung aus dem Aalbachtal bei Dertingen

In einem geologischen Gutachten aus dem Jahre 1949 werden größere Wasservorkommen im Untergrund zwischen Dertingen und Bettingen vermutet. Jedoch erst der Bau der Autobahn Frankfurt - Würzburg war der eigentliche Anlass für die Bohrung eines Tiefbrunnens im Jahre 1959, welcher heute noch den Namen „Brunnen Dertingen" trägt. Dieser Brunnen lieferte der damals noch selbständigen Gemeinde Dertingen das nötige Trinkwasser.

In den folgenden Jahren bis 1970 wurden weitere fünf Brunnenbohrungen sowie mehrere Pegel- bzw. Beobachtungsbohrungen im Aalbachtal vorgenommen. Diese Bohrungen wurden unter der Leitung des damaligen Wasserwirtschaftsamtes Adelsheim durchgeführt. Die Finanzierung erfolgte durch das Land Baden-Württemberg. Die Ergebnisse der durchgeführten Pumpversuche zeigten, dass auch in trockenen Jahren aus allen sechs Brunnen eine Wassermenge von bis zu 120 Liter pro Sekunde, und das über 24 Stunden, entnommen werden kann, ohne dass eine nennenswerte Grundwasserabsenkung erfolgt.

Mit den umfangreichen Bauarbeiten, wie Wasserwerke, Schächte, Hochbehälter und der Leitungen von Wertheim-Dertingen bis nach Freudenberg wurde im Juni 1975 begonnen. Die gesamte Bauzeit betrug ca. 2 Jahre. Die offizielle Inbetriebnahme war am 2. Mai 1977.

Die Gesamtkosten der Versorgungsanlagen von Dertingen bis nach Freudenberg betrugen damals 13,6 Mio. DM.

Ein paar technische Daten:
Gesamte Leitungslänge von Dertingen bis nach Freudenberg: ca. 30 km
Hochbehälter Steigerholz mit einem Fassungsvermögen von 2 x 1000 cbm
Höchster Betriebsdruck an der tiefsten Stelle: ca. 20 bar
Insgesamt muss das Wasser nur dreimal gepumpt werden, um es von Dertingen bis nach Freudenberg zu fördern.


Neubau Wasserwerk Dertingen

Seit der Inbetriebnahme im Jahre 1977 wird das Trinkwasser aus den sechs Brunnen im Aalbachtal ohne jegliche Aufbereitung an den Kunden geliefert. Lediglich aufgrund der langen Transportwege musste eine Transportchlorung vorgenommen werden und aufgrund der relativ großen Härte eine Stabilisierung über Phosphate vorgenommen werden. In den zurückliegenden Jahren wurde unser Trinkwasser nie bakteriologisch beanstandet. Wir konnten immer bakteriologisch einwandfreies und ausreichendes Trinkwasser unseren Kunden zur Verfügung stellen.

In unmittelbarer Nähe zu diesen sechs Brunnen verläuft die Bundesautobahn A 3 und die Landesstraße L 2310. Beides sind sehr stark befahrene Verkehrswege und somit liegt ein gewisses Gefährdungsrisiko vor. Auch die Baumaßnahme im Zuge der dreispurigen Erweiterung der Autobahn im Bereich Dertingen stellt ein Risiko für unsere Trinkwasserbrunnen dar. In umfangreichen Gutachten wurde deshalb der Neubau eines Wasserwerkes mit Aktivkohlefilter und Ultrafiltration dringend vor dem Ausbau der Autobahn empfohlen. In enger Abstimmung mit dem Regierungspräsidium Stuttgart, dem Landratsamt Main-Tauber-Kreis und der Autobahndirektion Nordbayern wurde ein Trinkwasserkonzept für Wertheim und Freudenberg erarbeitet und beschlossen. Das Konzept besteht aus mehreren Bauabschnitten und soll bis Ende 2012 abgeschlossen sein.

Mit dem ersten Bauabschnitt, dem Neubau Wasserwerk Dertingen, wurde am 3. Mai 2010 begonnen. Die offizielle Inbetriebnahme und Einweihung des Bauwerkes sowie der technischen Einrichtungen, jedoch ohne die Enthärtungsanlage, erfolgt am 17. September 2011. Der Einbau der Enthärtungsanlage in das vorhandene Bauwerk soll voraussichtlich 2012 abgeschlossen werden, so dass dann alle Bürgerinnen und Bürger mit Trinkwasser der Härte 12°dH versorgt werden können.

Die weiteren Bauabschnitte, wie Anbindung der Stadtteile Eichel-Hofgarten an die Trinkwasserversorgung Aalbachtal, die Erweiterung des Hochbehälters Steigerholz um eine weitere Wasserkammer mit 1000 m³ Fassungsvermögen sind im Bau und sollen ebenfalls bis Ende 2012 fertiggestellt werden.

Die kompletten Baumaßnahmen erfordern Investitionskosten in Höhe von ca. 8,3 Mio. € und werden von den beiden Bauherren Stadtwerke Wertheim GmbH und Stadt Freudenberg entsprechend den vertraglichen Vereinbarungen aufgeteilt. Ohne die Zuschüsse von der Autobahndirektion in Höhe von ca. 1 Mio. € und dem Land Baden-Württemberg in Höhe von ca. 1,8 Mio. € hätten die beiden Bauherren dieses Projekt nicht finanzieren können.

Mit dieser Neukonzeption der Trinkwasserversorgung für die beiden Kommunen Wertheim und Freudenberg wurde eine wegweisende Investition für die zukünftige Sicherstellung der Trinkwasserversorgung getätigt. Mit dem neuen Wasserwerk kann zudem erheblich weicheres und nitratärmeres Trinkwasser an die Bevölkerung geliefert werden. Mit diesen Investitionen ist die langfristige Sicherstellung der Trinkwasserversorgung sowohl in hygienischer als auch chemischer Hinsicht gewährleistet.

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